Herzlich willkommen beim Modul Volksmusik in der Euregio. Ihr habt ja im vergangenen Modul sehr viel über Sprachen und Dialekte in der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino gehört. Neben Sprachen ist es auch die Musik, im Speziellen die Volksmusik, die für eine Region charakteristisch ist. Doch was ist eigentlich Volksmusik? Was verbindest du mit Volksmusik?
HÖR‘ GENAU HIN!
Und? Viele Adjektive und Gemeinsamkeiten gefunden? Eine typische Tiroler Musizierweise (Nord-, Ost-, Südtirol) präsentierte uns die Gruppe „Jung und frisch“ aus Nordtirol im ersten Beispiel, während im zweiten Beispiel Volksmusik aus dem Trentino von der Gruppe „Abies Alba“ erklang.
Die traditionelle Volksmusik, wie wir sie heute aus Nord-, Ost- und Südtirol und dem Trentino kennen, klingt sehr vielfältig. Sie hat sich aus den Musikformen, Bräuchen und Instrumenten entwickelt, die vor ca. 300 bis 200 Jahren in Tirol in der Volksmusik vorherrschend waren.
Wie diese Musik damals geklungen hat, darüber gibt uns eine alte Liederhandschrift aus dem Passeier (Südtirol) Auskunft, aber hört selbst.
Eggehaisl Musig
Afelder Dreigesang
Trentiner Volkslieder
Volkslieder sind Erinnerungsträger, eine Art Flaschenpost, die uns von der Vergangenheit erzählen und uns mit unseren ältesten Wurzeln verbinden.
Die Berge sind das prägende Naturelement des Trentino. Wenn die Berge eine Stimme hätten, würden sie Volkslieder singen.
Ein wertvolles Erbe an traditionellen Liedern, die von Schönheit, Sehnsüchten und Leid erzählen…
Die Lieder entstanden bei abendlichen Treffen in der Familie und unter Freunden: Da es noch keinen Fernseher oder andere Unterhaltungsmedien gab, traf man sich, um sich zu unterhalten und die Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen. Die Volkslieder wurden über Generationen vom Vater an den Sohn weitergegeben.
Lied „la Madonina„
„Che dolceza ne la voze de me mama / Quando insieme s’arivava al capitel…“
(Welch Süße in der Stimme meiner Mutter / Als wir gemeinsam die Hauptstadt erreichten…)
Mit diesen etwas schlichten und zugleich raffinierten Versen beginnt eines der schönsten Lieder für Bergchöre.
In dem Text erinnert sich der Protagonist an die Zeit, als er als Kind mit seiner Mutter vor einer Gedenkstätte der heiligen Maria Halt machte.
Seitdem sind viele Jahre vergangen, aber noch immer erinnert er sich lebhaft an die Stimme seiner Mutter, die ihn nach dem Gebet aufforderte, sich wieder auf den Weg zu machen.
Das Lied entwickelt sich auf einer einaktigen rhythmischen Idee und mündet nie in einen Refrain, wodurch die schlichte Eleganz erhalten bleibt, die “La Madonina” zu einem einzigartigen Beispiel für einen Alpenchoral macht. Der Komponist Camillo Moser, ist ein geschätzter Musiker, der seinem Land so viel gegeben hat: durch seine Musik, sein Engagement als Chorleiter und seine Lehrtätigkeit.
Die folgende Version wurde vom Chor Vogliam Cantare“ unter der Leitung von Maria Cortelletti mit Emilia Rattini an der Flöte und Bruno Rattini am Klavier aufgeführt.
Lied „Le Dolomiti“
Camillo Moser, war ein Mann aus den Bergen, dennoch war seine musikalische Persönlichkeit alles andere als rau. Er komponierte süße, raffinierte und elegante Melodien. Zusammen mit dem Dichter Italo Varner komponierte er einige der meistgespielten Berglieder, wie zum Beispiel den Klassiker Le Dolomiti, eine wahre Hymne an unsere Berge.
Hier ist die Version von Le Dolomiti (LE DOLOMITI von C. Moser und I. Defrancesco) von der Vokalgruppe “Vogliam Cantare” unter der Leitung von Maria Cortelletti und Cristian Ferrari am Klavier.
Gstanzl und Puzzleteil
Zu den Scherzliedern zählt auch das so genannte Gstanzl: ein Vierzeiler mit einer speziellen Melodie. Solche Lieder wurden bereits vor über 200 Jahren gesungen und aufgeschrieben. Der damaligen Obrigkeit passten diese Lieder ganz und gar nicht, denn sie richteten sich häufig gegen die aktuellen politischen Gegebenheiten. Da diese Gstanzln das Publikum meist gegen die Obrigkeit aufbrachten, wurden sie sogar verboten.
Heute wie damals dienen Gstanzln vor allem der Unterhaltung. Melodien, auf die man die Vierzeiler singt, gibt es zahlreiche. In der Regel wurde zu einem Landler gesungen, das heißt die Melodien stehen im Dreier-Rhythmus.
Wie das Gstanzl klingt
Simeon aus Mals im Vinschgau
Dieses Modul entstand in Kooperation mit dem Südtiroler Volksmusikkreis und dem Dirigent Alessandro Arnoldo.